Das Tagebuch der Laura Knaus-Mendelssohn-Gramich von 1932
Knaus, Albrecht.
Biographische Memorabilia des Münchner Verlegers und Verlagsleiters.
Originales autographes Notizbuch, ein eigenhändiger Kalender der Mutter des Verlegers und ein Fotoalbum mit Vintage-Photographien der Verwandten Albrecht Knaus' (2013-2007). München Ca. 1880-1932
Bestellnummer
M929
Autor und Titel
Knaus, Albrecht. Biographische Memorabilia des Münchner Verlegers und Verlagsleiters. Originales autographes Notizbuch, ein eigenhändiger Kalender der Mutter des Verlegers und ein Fotoalbum mit Vintage-Photographien der Verwandten Albrecht Knaus' (2013-2007). 3 Bände.
Druckdaten
München Ca. 1880-1932
Kollation / Illustration
Zus. Ca. 120 S. Mit 12 originalen Silbergelatine-Fotografien.
Format
Kl.-8° bis Schmal-4°.
Einband

Einbände der Zeit

(

teil mit leichten Bereibungen

).
Beschreibung

Albrecht Knaus (1913-2007) gehört zu den bedeutenden Verlegerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Geboren als Sohn des Juristen Anton Knaus und Laura Gramich-Mendelssohn gehört er zum großen Kreis der berühmten Familie der Berliner Mendelssohn und Mendelssohn-Bartholdy. Knaus studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte in Berlin und München, wo er promoviert wurde. Stationen als Lehrling in der Buchhandlung Hugendubel, als Lektor im Piper-Verlag und Verlagsleiter bei Scherz & Goverts folgten, bevor er die Leitung des Ullstein/Propyläen-Verlags übernahm und seinen eigenen Knaus-Verlag gründete. „Mit Mitte zwanzig begann er zu verlegen (bei Hugendubel in München): Es war das erste Buch seines Freundes Karl Valentin; und auf das Abitur bereitete er sich vor, indem der weitläufig mit Mendelssohn verwandte Münchener mit Thomas Mann an der Isar spazierenging … auch jetzt besteht sein Verlag ja als Teil des Bertelsmann-Imperiums ganz unverwechselbar ist, wenn nicht mehr, zweierlei: eine nicht zu sättigende Neugier und eine nicht endende Behutsamkeit im Umgang mit seinen Autoren; wovon Willy Brandt wie Walter Kempowski, Siegfried Lenz wie Hoimar von Ditfurth wie Manfred Bieler Zeugnis geben können. Albrecht Knaus hat das, was so viele jüngere Autoren heute nicht mehr finden – ein offenes Ohr, und Geduld … Sein Haus war jahrelang auch Salon – dort trafen sich, betreut von der unermüdlichen Marianne Knaus, die unterschiedlichsten Geister; Leute oft, die bei anderer Gelegenheit einander eher gemieden hätten“ (Fritz J. Raddatz 1983). 1) In das Fotoalbum (25,5 x 9,5 cm) in geprägtem braunen Leder mit lederner Druckknopfschließe sind 12 originale Fotos der Zeit eingelegt (Silbergelatine- und wohl auch Albumin-Abzüge) und von dem jungen Albrecht Knaus bezeichnet. Vorhanden sind der Vater Anton Knaus, die Mutter Laura Knaus, geborene Mendelssohn. Ferner die Großeltern mütterlicherseits, wohl der Leipziger Verleger Hermann Mendelssohn (1824–1891) und Laura Gramich, dann die Tochter Laura Gramich-Mendelssohn, Mutter des Albrecht Knaus‘. Es folgen ein Jugendbild des Vaters, die Brüder "Rudolf und Hasi", ein Jugendfoto von dem dreijährigen Albrecht 1916 und einiges mehr. 2) Ein kleines Notizbüchlein (13 x 7 cm) enthält spielerische, wohl eigenhändige Notizen des Schülers Albrecht Knaus mit Frage- und Antwortenspielen: "Was lieben Sie leidenschaftlich", "Was bedeutet mein Traum". "Was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung" - "Briefe schreiben" etc. 3) Taschen-Notiz-Kalender 1932 und Januar 1933 (14 x 10 cm) der Laura Knaus, geborene Gramich-Mendelssohn mit deren vollständigen Jahrestagebuch. Darin notiert sie lückenlos jeden Tagesablauf in diesem letzten "freien" Jahr vor der Machtergreifung und dem Regime der Nationalsozialisten, bevor die Repressalien gegen Juden zur offiziellen Politik wurde. Neben den üblichen Einträgen zum Wetter, Essen, Strümpfe-Stopfen etc., werden vor allem die zahlreichen Theater-, Konzert-, Kino- und Operbesuche erwähnt. Das Büchlein ist nicht nur von großem Interesse für die Biographie des 20-jährigen Albrecht Knaus, über den die Mutter viel berichtet, sondern auch als Quelle des Lebens einer jüdischen Familie in Deutschland, die mit zahlreichen Geistesgrößen der Verlags- und Literaturwelt verkehrte, die in der Folge fast alle in die Emigration gezwungenen wurden. So wird gleich am 1. Januar 1932 notiert: "Albrecht vor Tisch noch zu Dühlemann … Abends nach Tisch zu Prof. Kippenberg; Albrecht an Insel geschrieben", das Leben in München wird unterbrochen von einer größeren Reise nach Berlin, Leipzig, Nürnberg, von der Laura ausführlich berichtet: "½ 12h mich mit Albrecht u. Liesbeth in der Kippenberg-Sammlung getroffen, Mendelssohns auch dort … Albrecht Buchgemeinschaft, wir zu Wertheim, dann in’s Kino: ‚Goldrausch‘ Charlie Chaplin. Albrecht u. ich zu Aschinger … Albrecht im großen Schauspielhaus bei Reinhardt ‚Hoffmann’s Erzählungen wunderbar, fabelhafte Aufmachung" (30.-31.3.). Auch die brisanten, teils erschütternden, teils mutmachenden politischen Ereignisse werden erwähnt: "Mit Albrecht am Friedhof u . Am Völkerschlags-Denkmal. … Albrecht Abends in einer Wahl-Versammlung für Hindenburg, sehr befriedigt nachhause gegangen" (Leipzig, 3. April 1932)". Am 13. März und 10. April 1932 fanden die letzten freien Reichspräsidentenwahlen in der Weimarer Republik statt: "Mit dem Rad … durch den engl. Garten zum Wählen. Herrlicher Frühlingstag (10.04. und 11.04.:) … Hindenburg gewählt!". Auch am 24. April notiert sie zu den Bayerischen Landtagswahlen, bei dem die NSDAP 32% erlangen konnte: „Vorm. B. Wählen … Albrecht in den Meistersingern, sehr gute Aufführung, ich wieder sehr befriedigt. Albrecht noch zu M.N.N. Nazi-Soz. Kolossal überall in Stürmen gewonnen". Am 5. Mai 1932: "Albrecht‘s 19. Geburtstag!", die Reichstagswahl vom 31. Juli kommentiert sie "Wahlergebnisse mangelhaft…"..

Zustand

Kaum Gebrauchsspuren, wohlerhalten

.
Gewicht:
3,0 kg
Sammelgebiet
Biographien
Fotografie
Autographen
Preis
420,00 € *