Cohausen, J(ohann) H(einrich).
Satyrische Gedancken Von der Pica Nasi.
Oder Der Sehnsucht Der Lüstern Nase, Das ist: Von dem heutigen Missbrauch und schädlichen Effect Des Schnupf-Tabacks. Aus dem Lateinischen aber ins Deutsche übersetzt von L. C. S. Leipzig, Georg Christoph Wintzer, 1720
Bestellnummer
N767
Autor und Titel
Cohausen, J(ohann) H(einrich). Satyrische Gedancken Von der Pica Nasi. Oder Der Sehnsucht Der Lüstern Nase, Das ist: Von dem heutigen Missbrauch und schädlichen Effect Des Schnupf-Tabacks. Aus dem Lateinischen aber ins Deutsche übersetzt von L. C. S.
Druckdaten
Leipzig, Georg Christoph Wintzer, 1720
Kollation / Illustration
[48], 284 S. Mit gestochenem Frontispiz.
Format
8°.
Einband
Hellbrauner Halblederband um 1880 mit schwarzem goldgeprägtem Rückenschild, doppelter Goldfilete, breiten Lederecken und kleiner goldgeprägter Vorderdeckelvignette (bestoßen und Leder etwas stärker beschabt und berieben).
Beschreibung
eines der kuriosesten Traktate aus der Feder aus Hildesheim stammenden Mediziners und praktizierenden Arztes Johann Heinrich Cohausen (1665-1750), der in Frankfurt an der Oder studiert und ebenda 1699 promoviert hatte, um dann 1717 eine Stelle als Leibarzt des Bischofs von Münster anzunehmen. „Seine Schriften sind polemisch-satirischer Natur und tragen in ihrer wüsten Gelehrsamkeit und dem Mangel jeder Kritik den Stempel des 17. Jahrhunderts“ (Hirsch-Hübotter II, 64). Die erste Ausgabe seiner ebenso witzigen wie treffenden Streitschrift gegen den Schnupftabak war 1716 in lateinischer Sprache unter dem Titel einer „Dissertatio satyrica physico-medico-moralis de pica nasi, sive tabaci sternutatorii“ bei Oosterwyk in Amsterdam 1716 erschienen. In zwei Teilen werden die üblen gesellschaftlichen Auswirkungen sowie die gesundheitlichen Schädigungen durch das Tabakschnupfen beklagt, wobei Cohausen zahlreiche Anekdoten anführt, die er teils mit ernstzunehmenden medizinischen Forschungen, wahren Beobachtungen, aber auch mit zahlreichen Anspielungen an die Klassische Literatur und mit kleinen Gedichten sowie erotischen Anspielungen (die „Dose des Mädchens“ als Tabacksdose etc.) und Zoten durchwebt: „Seht nur die Nasen an, seht, wie sie lüstern sind, So lüstern als ein Weib, wenn sie vielleicht das Kind Im schwangern Leibe trägt. Was wollen sie doch haben? Ein Prisgen Schnupff-Taback soll ihre Sehnsucht laben" oder „Siehe da, Catulle, was ist das? Der Schnupf-Taback bedeutet was. Ja wartlich mehr als man gedencket. Das schönste Mädgen von der Welt, Das meinen Augen wohlgefällt, Hat ihre Dose mir geschencket. Da rieche nur ein wenig dran, Und sage, was es würcken kan, Ob du die Anmuth nicht verehrest, Mit Leib und Seele, Haut und Haar, Nichts als nur eine Nase wärest“. Das bemerkenswert schöne Frontispiz gibt wie auf einem Theaterbühne mit Maskenagraffe, zwei Satyrn und einem Vorhang in einer mächtigen Arkade den Blick auf einen barocken Marktplatz frei, auf dem ein Händler Schnupftabak in Dosen feilbietet, ein Rollwagenverkäufer einem Leiterträger eine Prise anbietet und eine Gruppe von reich gekleideten Bürgern eifrig schnupft, während der "Schnupfteufel" das Schild „Pica Nasi“ triumphierend emporhält.
Bibliographische Angaben
Blake 92. Osler 2334. Arents 520. Immensack 1440. Nicht bei Hayn-Gotendorf.
Zustand
Titel leicht fleckig und an Rändern minimal beschnitten, sonst nahezu durchgehend sauberes und kaum gebräuntes, sehr schönes Exemplar. Innendeckel mit modernem Exlibris "Richard Braungart" (nackter Knabe von hinten mit Agavenpflanze).
Gewicht:
1,0 kg
Sammelgebiet
Satire
Medizin
Preis
580,00 € *